6.43
Wenn das gute oder böse Wollen die Welt ändert, so kann esnur die Grenzen der
Welt ändern, nicht die Tatsachen; nicht das, was durch die Sprache ausgedrückt
werden kann. Kurz, die Welt muss dann dadurch überhaupt eine andere werden. Sie
muss sozusagen als Ganzes abnehmen oder zuneh-men. Die Welt des Glücklichen ist
eine andere als die des Un-glücklichen.
6.431
Wie auch beim Tod die Welt sich nicht ändert, sondern auf-hört.
6.4311
Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht. Wenn man unter
Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, son-dern Unzeitlichkeit versteht, dann
lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt. Unser Leben ist ebenso endlos, wie
unser Gesichtsfeld gren-zenlos ist.
6.4312
Die zeitliche Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heist also ihr ewiges
Fortleben auch nach dem Tode, ist nicht nur auf keine Weise verbürgt, sondern
vor allem leistet diese Annahme gar nicht das, was man immer mit ihr erreichen
wollte. Wird denn dadurch ein Rätsel gelöst, dass ich ewig fortlebe? Ist denn
dieses ewige Leben dann nicht ebenso rätselhaft wie das gegenwärtige? Die
Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt ausserhalb von Raum und
Zeit. (Nicht Probleme der Naturwissenschaft sind ja zu lösen.)
6.432
Wie die Welt ist, ist für das Höhere vollkommen gleichgültig. Gott offenbart
sich nicht in der Welt.
6.4321
Die Tatsachen gehören alle nur zur Aufgabe, nicht zur Lösung.
6.44
Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist.
6.45
Die Anschauung der Welt sub specie aeterni ist ihre Anschau-ung
als—begrenztes—Ganzes. Das Gefühl der Welt als begrenztes Ganzes ist das
mysti-sche.
6.5
Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht
aussprechen. Das Rätsel gibt es nicht. Wenn sich eine Frage überhaupt stellen
lässt, so kann sie auch beantwortet werden.
6.51
Skeptizismus ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsin-nig, wenn er
bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann. Denn Zweifel kann nur bestehen,
wo eine Frage besteht; eine Frage nur, wo eine Antwort besteht, und diese nur,
wo etwas gesagt werden kann.
6.52
Wir fühlen, dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaft-lichen Fragen
beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Freilich
bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.
6.521
Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Ver-schwinden dieses Problems. (Ist
nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen
Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn
bestand.)
6.522
Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische.
7
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
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